
Forschungen haben ergeben, dass eine Wechselwirkung zwischen einem niedrigen Melatoninspiegel und einer präeklamptischen Schwangerschaft besteht.
Präeklampsie: eine gefährliche Schwangerschaftskomplikation
Präeklampsie (auch bekannt als Schwangerschaftstoxikose) ist ein Zustand, der in der späteren Phase der Schwangerschaft auftreten kann. Charakteristisch dafür sind ein hoher Blutdruck und ein hoher Eiweißgehalt im Urin der Mutter. Bis vor kurzem war unklar, was die Funktion der Plazenta dermaßen stört, dass dieses Krankheitsbild auftritt. Neue Studien zeigten, dass ein Zusammenhang zwischen einem erhöhten Melatoninspiegel und erfolgreichen Schwangerschaften besteht. Im Umkehrschluss wurden präeklamptische Schwangerschaften mit einem niedrigen Melatoninspiegel in Verbindung gebracht.
Melatonin und seine Rolle während der Schwangerschaft
Melatonin ist ein Hormon, das von der Epiphyse (auch bekannt als Zirbeldrüse) abgesondert wird. Es ist für die Regulation vieler Funktionen im menschlichen Körper zuständig, unter anderem für den circadianen Rhythmus und das Hormonsystem. Das Hormon ist auch als Radikalfänger bekannt, das heißt, es entgiftet freie Radikale im Organismus, bevor diese anderen Zellen Schaden zufügen können. Während der Schwangerschaft bewegt sich Melatonin frei in der Plazenta, dem Mutterkuchen, ohne sich zu verändern und übermittelt Informationen an den Fötus bezüglich seiner biologischen Uhr. Außerdem ist sicher, dass Melatonin eine Rolle beim Berichtigen von Prozessen spielt, welche zu Komplikationen während der Schwangerschaft führen können.
Studie über oxidativen Stress
Oxidativer Stress tritt auf, wenn der Körper nicht genügend der sich im Organismus befindlichen freien Radikale entgiften kann. Antioxidantien und Radikalfänger wie Melatonin neutralisieren für gewöhnlich diese reaktiven Sauerstoffspezies. Oxidativer Stress steht mit Parkinson und Alzheimer sowie vielen anderen Krankheiten in Verbindung. In einer neuer Studie wurde bei Laborratten oxidativer Stress während der Schwangerschaft hervorgerufen. Diese Studie zeigte, dass es eine starke Wechselwirkung zwischen oxidativem Stress und einem niedrigen Melatoninspiegel gibt. Nicht nur die Ratten wiesen einen niedrigen Melatoninspiegel auf, sondern auch deren Jungen nach der Geburt. Wenn man diese gewonnenen Informationen auf uns Menschen überträgt, kann man daraus schlussfolgern, dass die Möglichkeit besteht, dass ein niedriger Melatoninspiegel die genetische Veranlagung für präeklamptische Schwangerschaften herbeiführt. Vorausgesetzt, oxidativer Stress steht in Zusammenhang mit vielen anderen Krankheiten, liegt der Verdacht nahe, dass er auch bei Präeklampsie eine Rolle spielt.
Studie über Antioxidantien
In einer Studie aus dem Jahre 2016 wurden in verschiedenen Schwangerschaftsphasen Plasmaproben von werdenden Müttern entnommen. Bei den Frauen wurde zu Beginn der Schwangerschaft der Anteil an Antioxidantien im Körper gemessen, basierend auf der Zusammensetzung des Plasmas. Bei dieser Studie wies ein höherer Melatoninspiegel auf einen höheren Antioxidantienanteil hin. Antioxidantien neutralisieren ebenfalls Oxidationsmittel im Organismus. Die Studie ergab, dass bei Frauen, bei denen zu Beginn der Schwangerschaft ein niedriger Anteil von Antioxidantien gemessen wurde, häufiger Komplikationen in der späteren Schwangerschaft auftraten.
In aller Kürze
Wenn man sich die Ergebnisse der verschiedenen Studien ansieht, wird deutlich, dass Melatonin mit erfolgreichen Schwangerschaften zusammenhängt. Weitere Untersuchungen und Experimente sind nötig, um den kausalen Zusammenhang besser festlegen zu können. Jedoch kann spekuliert werden, dass Melatonin, welches als Radikalfänger und Antioxidans fungiert, den Schaden vermeidet, der durch oxidativen Stress verursacht wird, und somit auch präeklamptische Schwangerschaften und andere Komplikationen verhindert. Möglicherweise können mit einer höheren Anzahl an Probanden genauere Vorhersagen für Komplikationen während der Schwangerschaft getroffen werden.
Was bedeutet das für gefährdete Frauen?
Das heißt nicht, dass schwangere Frauen vorbeugend Melatonintabletten einnehmen sollten. Es zeigt sich jedoch, wie wichtig eine Ernährung, die reich an Antioxidantien ist, während der Schwangerschaft ist. Am besten konzentriert man sich auf eine ausgewogene Kost, um die natürlichen Abwehrreaktionen des Körpers zu unterstützen, bis weitere Forschungsergebnisse vorliegen. In Kirschen etwa ist viel Melatonin enthalten. Andere Nahrungsmittel wie Blaubeeren, Pekannüsse, Artischocken, Preiselbeeren und sogar Zartbitterschokolade sind reich an Antioxidantien, die dem Körper helfen, freie Radikale zu neutralisieren.

