
Es ist schon lange bekannt, dass Rauchen während der Schwangerschaft zu vorzeitigen Wehen, niedrigem Geburtsgewicht und einem höheren Risiko für plötzlichen Kindstod (SIDS) führen kann. Neue Forschungen haben nun auch eine Verbindung zwischen Nikotinsucht während der Schwangerschaft und Hörverlust bei Kindern gefunden. Sowohl Menschen als auch Mäuse wurden von den Wissenschaftlern untersucht und Nikotin ausgesetzt. Beide zeigten eine höhere Wahrscheinlichkeit, anschließend Unregelmäßigkeiten in der Hirnstammaudiometrie zu entwickeln. Zudem zeigten die Nachfahren eine ausgeprägtere Tendenz, im Erwachsenenalter ebenfalls mit dem Rauchen zu beginnen, oder andere Drogenprobleme zu entwickeln.
Rauchen während und nach der Schwangerschaft
Kinder, die vor der Geburt Nikotin ausgesetzt waren, hatten ein dreimal höheres Risiko für die Entwicklung eines Hörverlusts im Niedrigfrequenzbereich als jene, deren Mütter nicht geraucht hatten. Wissenschaftler stellten zudem fest, dass Kinder von Studienteilnehmerinnen, die während der Schwangerschaft weiter rauchten, später selbst häufiger zum Glimmstängel griffen oder andere Suchtprobleme im Erwachsenenalter entwickelten. Ihr erhöhtes Risiko, sich als Erwachsene gefährlichen Handlungen auszusetzen, stand in direkter Relation zu ihrer Nikotinbelastung im Mutterleib. Darüber hinaus litten sie häufiger an Lernstörungen, wie z.B. einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS).
Kinder, die nach der Geburt Rauch ausgesetzt sind – auch durch die Brustmilch – weisen ein höheres Risiko für Entwicklungsstörungen und folgende Erkrankungen auf:
- Ohreninfektionen
- Asthma
- Entzündungen der oberen Atemwege
- Herzerkrankungen
- Lungenkrebs
Mäuse und Nikotinbelastung
Zusätzlich wurden Studien an Mäusen durchgeführt, um die Auswirkungen von Nikotin auf ihre Entwicklung zu bestimmen. In einer der Studien gaben die Forscher Nikotin ins Wasser, um den Nikotinspiegel im Blut so zu replizieren, sodass er jenen von stark rauchenden Menschen ähnelte. Anschließend bekamen trächtige Mäuse dieses Wasser zu trinken.
Nachdem sie ihre Jungen bekommen hatten, wurde der Nachwuchs drei weitere Wochen untersucht. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Mäuse, die während der Schwangerschaft Nikotin ausgesetzt waren, nach der Geburt Schwierigkeiten mit der Funktion des Hirnstammes hatten. Insbesondere zeigten Neuronen der Cochlea Probleme, mit anderen Neuronen des Hirnstamms zu kommunizieren. Die Forscher weisen allerdings darauf hin, dass noch weitere Studien durchgeführt werden müssen, um festzustellen, ob die Nikotinbelastung auch andere Bereiche des auditorischen Systems betrifft.
Was Sie tun können
Während die Wissenschaftler noch damit beschäftigt sind, zusätzliche Studien durchzuführen, die den Einfluss von Nikotin auf das Gehör von Kindern erforschen, besteht die wichtigste Maßnahme schwangerer Frauen darin, NICHT zu rauchen. Zudem sollten sie sich keinem Passivrauchen aussetzen. Die Auswirkungen auf den ungeborenen Fötus sind vielfältig und äußerst schwerwiegend.
Nach der Geburt können Eltern ihren Nachwuchs vor Passivrauchen schützen, indem sie:
- nicht in der Nähe des Kindes rauchen
- nicht im eigenen Zuhause, im Auto oder anderen Räumlichkeiten zur Zigarette greifen, die das Kind betritt
- sicherstellen, dass Schulen, Spielorte, Restaurants und andere öffentliche Einrichtungen, die der Nachwuchs besucht, rauchfreie Bereiche sind.
Sollten Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kind Lernschwierigkeiten in der Schule hat, empfiehlt es sich, mögliche Probleme mit dem Gehör ärztlich abklären zu lassen. Erste Tests können bereits vom Schularzt durchgeführt werden. Sollten hierbei Hörprobleme festgestellt werden, ist eine weitergehende Abklärung durch den HNO ratsam.

