
Das Oxytocin-System, das die Freisetzung von Muttermilch unterstützt und die Bindung zwischen Mutter und Kind stärkt, kann bei Müttern mit postnataler Depression während des Stillens gestört sein, wie eine Studie von Forschern der UCL zeigt.
Wie Oxytocin die Muttermilch bei Frauen mit postnataler Depression beeinflusst
Die Studie, die in Psychoneuroendocrinology veröffentlicht wurde, untersuchte den Zusammenhang zwischen der Stimmung der Mutter und dem Oxytocin-Stoffwechsel während des Stillens bei Müttern mit und ohne Symptome einer postnatalen Depression. Oxytocin ist ein Hormon, das sowohl im Gehirn als auch im Körper ausgeschüttet wird. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Geburt und beim Stillen und ist an sozialen Beziehungen, insbesondere Intimität, und dem Bindungsprozess im Säuglingsalter beteiligt. Beim Stillen löst Oxytocin den Milchflussreflex aus, der die Muttermilch freisetzt und sowohl bei Müttern als auch bei ihren Babys durch Hautkontakt stimuliert wird. Die Ausschüttung von Oxytocin wirkt auch auf bestimmte Regionen des Gehirns, um Stress zu reduzieren und damit verbundene Belohnungsgefühle zu stimulieren, was die Bindung zwischen Mutter und Kind sowie die frühe Entwicklung des Kindes fördert.
Mütter, die unter einer postnatalen Depression leiden, berichten von erhöhtem Stress während des Stillens und frühzeitiger Entwöhnung. Obwohl der soziale Kontext im Zusammenhang mit der Depression einer Mutter wahrscheinlich dazu beiträgt, ist nicht bekannt, ob auch das Oxytocin-System davon betroffen sein könnte. Rund 10–15 % aller Frauen entwickeln nach der Entbindung eine postnatale Depression. Die Symptome können vielfältig sein, und u.a. anhaltende Niedergeschlagenheit, Unruhe oder Reizbarkeit, Versagensängste sowie emotionale Kälte und Schlafstörungen beinhalten. Dadurch leiden meist nicht nur die betroffenen Frauen, auch die Lebensqualität der gesamten Familie kann stark beeinträchtigt werden.
Für die neue Studie erhielten 62 junge Mütter im Alter zwischen 23 und 44 Jahren, die ein drei bis neun Monate altes Kind hatten, vor dem Stillen jeweils ein Nasenspray, das entweder Oxytocin oder ein Placebo enthielt. Während des Stillens wurden Muttermilchproben entnommen und auf Oxytocin untersucht. Das Team stellte fest, dass der Oxytocinspiegel in der Muttermilch nicht von der Ausgangsstimmung der Mütter beeinflusst wurde. Während jedoch bei Frauen ohne postnatale Depression nach der Anwendung eines Nasensprays mit Oxytocin ein Anstieg des Oxytocinspiegels in der Muttermilch festgestellt wurde, war dieser Effekt bei Müttern mit postnataler Depression geringer.
Die Hauptautorin, Dr. Kate Lindley Baron-Cohen (UCL Psychology & Language Sciences), sagte: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Oxytocin-System bei jungen Müttern im Zusammenhang mit dem Stillen durch postnatale Depressionen beeinflusst wird. Da ein höherer Oxytocinspiegel bei Müttern mit positiven Auswirkungen auf die soziale Entwicklung und die psychische Gesundheit des Kindes verbunden ist, weisen diese Ergebnisse auf einen möglichen Weg hin, über den Säuglinge von Müttern mit postnataler Depression einem höheren Risiko für spätere psychische Probleme ausgesetzt sein könnten.“ Diese Ergebnisse weisen auf eine neue Forschungsrichtung hin, um weiter zu untersuchen, wie Oxytocin bei postnataler Depression beeinflusst wird, und welche Behandlung am wirksamsten sein könnte, um Mütter zu unterstützen, die stillen möchten, aber dabei auf Schwierigkeiten stoßen.


