
Frauen, die während der Schwangerschaft anhaltende Unregelmäßigkeiten der Schilddrüsenhormone aufweisen, haben laut einer im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism veröffentlichten Studie möglicherweise ein höheres Risiko, ein Kind mit Autismus zu bekommen. Die von der Mutter bereitgestellten Schilddrüsenhormone spielen eine wichtige Rolle für die neurologische Entwicklung des Fötus. Wenn diese Hormone während der Schwangerschaft gestört werden, hat frühere Forschung einen Zusammenhang zwischen diesem Ungleichgewicht und einer atypischen Gehirnentwicklung sowie einer höheren Wahrscheinlichkeit für Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) festgestellt.
Was ist Autismus, und wie entsteht diese Störung in der Kindheit?
Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die vor allem die Kommunikation, das soziale Verhalten und die Wahrnehmung beeinflusst. Menschen mit Autismus nehmen ihre Umwelt oft anders wahr, haben besondere Interessen oder Rituale und reagieren auf Reize wie Geräusche, Licht oder Berührungen empfindlicher oder anders als andere. Die Ausprägung kann sehr unterschiedlich sein: Manche Betroffene haben große Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion, andere sind hochintelligent und zeigen außergewöhnliche Fähigkeiten in bestimmten Bereichen. Autismus ist keine Krankheit, die „geheilt“ werden kann, sondern eine lebenslange neurologische Variante, die Unterstützung und Verständnis erfordert. Frühzeitige Förderung, Therapieangebote und angepasste Lernumgebungen können helfen, die Stärken von Menschen mit Autismus zu fördern und den Alltag zu erleichtern.
Autismus entsteht in der Kindheit durch eine Kombination von genetischen und biologischen Faktoren, die die Entwicklung des Gehirns beeinflussen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass bestimmte Genmutationen oder genetische Varianten die Wahrscheinlichkeit für Autismus erhöhen können. Diese Gene beeinflussen, wie Nervenzellen im Gehirn miteinander kommunizieren und wie sich Gehirnregionen vernetzen. Neben der Genetik spielen auch biologische Faktoren vor, während oder kurz nach der Geburt eine Rolle. Dazu gehören unter anderem:
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Veränderungen in der Gehirnentwicklung während der Schwangerschaft
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Stoffwechsel- oder Hormonveränderungen
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Frühgeburt oder sehr niedriges Geburtsgewicht
Umweltfaktoren wie Infektionen während der Schwangerschaft oder bestimmte Medikamente können ebenfalls das Risiko erhöhen, wirken aber meist nur in Kombination mit genetischer Veranlagung. Autismus entsteht also nicht durch Erziehung, schlechte Betreuung oder psychische Einflüsse der Eltern, sondern ist eine neurobiologische Entwicklungsvariante, die oft schon vor der Geburt im Gehirn angelegt wird.
Welche Rolle die Schilddrüse spielt
Die Schilddrüse ist eine kleine, schmetterlingsförmige Drüse am Hals, die eine zentrale Rolle im Stoffwechsel des Körpers spielt. Ihre Hauptaufgabe ist die Produktion von Hormonen – vor allem Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Hormone steuern, wie schnell Körperprozesse ablaufen, und beeinflussen damit nahezu alle Organe.
Die wichtigsten Aufgaben der Schilddrüse umfassen:
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Regulierung des Stoffwechsels: Sie bestimmt, wie viel Energie der Körper verbrennt.
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Einfluss auf Körpergewicht: Sie wirkt darauf, ob man eher zu- oder abnimmt.
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Kontrolle von Herz und Kreislauf: Schilddrüsenhormone beeinflussen Herzfrequenz und Blutdruck.
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Wachstum und Entwicklung: Besonders wichtig für Gehirn- und Körperentwicklung bei Kindern.
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Temperaturregulation: Sie hilft dem Körper, Wärme zu produzieren.
- Einfluss auf Stimmung und Konzentration: Ein Mangel oder Überschuss an Hormonen kann sich auf Psyche und Gedächtnis auswirken.
Aufgaben der Schilddrüse in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft spielt die Schilddrüse eine besonders wichtige Rolle, weil sie nicht nur den Stoffwechsel der Mutter steuert, sondern auch entscheidend für die Entwicklung des Babys, vor allem des Gehirns, ist.

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Erhöhter Hormonbedarf: Die Mutter muss deutlich mehr Schilddrüsenhormone produzieren, da der Stoffwechsel steigt und das Baby zunächst keine eigenen Hormone herstellen kann.
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Versorgung des Babys: In den ersten 12–14 Wochen ist der Fötus vollständig auf die Schilddrüsenhormone der Mutter angewiesen. Diese sind wichtig für:
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Nervensystem
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Wachstum
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Der Jodbedarf steigt: Die Schilddrüse braucht mehr Jod, um die erhöhte Hormonproduktion aufrechtzuerhalten.
Zu wenige Schilddrüsenhormone (Hypothyreose) können:
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Müdigkeit, Gewichtszunahme und Kreislaufprobleme bei der Mutter verursachen
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das Risiko für Fehlgeburten, Frühgeburten oder Wachstumsstörungen erhöhen
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die Gehirnentwicklung des Babys beeinträchtigen
Zu viele Schilddrüsenhormone (Hyperthyreose) können:
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Herzrasen, Nervosität und Gewichtsverlust auslösen
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zu Frühwehen oder Bluthochdruck in der Schwangerschaft beitragen
Deshalb wird in der Schwangerschaft die Schilddrüse oft kontrolliert, besonders wenn vorher schon eine Erkrankung bestand, die Frau Jodmangel hat, und/oder es familiäre Vorbelastungen gibt.
Tipps für eine gesunde Schilddrüse in der Schwangerschaft
Jodreiche Ernährung
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Meeresfisch (z. B. Lachs, Kabeljau)
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Milchprodukte (Milch, Joghurt, Käse)
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Jodiertes Speisesalz (nur in Maßen)
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Selen aufnehmen
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Selen unterstützt die Umwandlung von T4 in das aktive T3.
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Vorkommen: Nüsse (insbesondere Paranüsse), Vollkornprodukte, Fisch.
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen
Blutwerte wie TSH, T3 und T4 werden in der Schwangerschaft oft überprüft, besonders wenn bereits Schilddrüsenerkrankungen bestehen.
Vermeidung von Schilddrüsen-Giften
Übermäßiger Konsum von rohem Kohl, Sojaprodukten oder manchen Medikamenten kann die Jodaufnahme stören, meist nur bei sehr großen Mengen relevant.
Supplemente nach ärztlicher Empfehlung
In vielen Ländern wird in der Schwangerschaft ein spezielles Jodpräparat empfohlen, wenn die Ernährung nicht ausreicht. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nur nach Rücksprache mit einem Arzt ein solches Präparat eingenommen werden darf.

