VBAC steht für „vaginal birth after caesarean section“ (Vaginalgeburt nach einem Kaiserschnitt). Dieser Terminus wird dann verwendet, wenn eine Frau eine natürliche Geburt hat, nachdem sie zumindest ein Kind per Kaiserschnitt entbunden hat. Viele Frauen glauben, dass die einzig richtige Entscheidung nach einem Kaiserschnitt eine erneute Schnittentbindung ist. In den meisten Fällen kann jedoch eine natürliche Geburt in Betracht gezogen werden.
Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt
Im 20. Jahrhundert galt noch die Meinung, dass Frauen, die eimal einen Kaiserschnitt hatten, auch bei Folgeschwangerschaften auf diese Geburtsform zurückgreifen müssen. Mittlerweile konnte diese These jedoch widerlegt werden. Für einen Großteil der Frauen ist eine Vaginalgeburt nach einem Kaiserschnitt möglich. Genauer gesagt, erlebt eine Frau nach einem Kaiserschnitt in zwei von drei Fällen danach eine natürliche Entbindung. Wenn bereits früher eine Schnittentbindung erfolgt ist und die Wehen bei der aktuellen Schwangerschaft von alleine einsetzen, liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Vaginalgeburt sogar bei 80 Prozent.
Risiken einer VBAC
Bei vielen Frauen verläuft eine VBAC ohne Komplikationen. Allerdings besteht eine geringe Gefahr, dass die Narbe, die aus einem früheren Kaiserschnitt resultiert, reißt. Nur eine von 200 Frauen ist jedoch von einer Uterusruptur betroffen. In den meisten Fällen sind die Wehen dann zu schwach und müssen künstlich eingeleitet werden. Da das Risiko für einen Gebärmutterriss steigt, wenn die Wehen künstlich eingeleitet werden, plädieren die meisten Fachärzte darauf, bei einer natürlichen Geburt nach einer Schnittentbindung darauf zu verzichten. Eine Uterusruptur kann zu Blutungen und einer vorzeitigen Plazentaablösung führen, was für Mutter und Kind extrem gefährlich ist. Daher werden betroffene Frauen medizinisch bestmöglich betreut, um etwaige Risiken zu minimieren. Die Gefahr für einen Gebärmutterriss nach einem sogenanntenn Bikinischnitt (horizontal, transversal geführter Unterbauchschnitt) liegt bei etwa 0,5- Prozent, unter Abhängigkeit von mehreren Faktoren. Bei Erstgebärenden, die ihr Kind mittels Vaginalgeburt zur Welt bringen, können sich unter Umständen aber ebenfalls Probleme ergeben, die ähnlich ernst wie eine Uterusruptur sind, nämlich vorzeitige Plazentalösung, Nabelschnurvorfall oder Schulterdystokie.
Kaiserschnitt birgt Komplikationen
Ernsthafte Komplikationen, die mit einem Kaiserschnitt in Verbindung stehen, treten mit höherer Wahrscheinlichkeit auf, je mehr Schnittentbindungen eine Frau hat. Zu den möglichen Komplikationen zählen Anomalien der Plazenta, wie zum Beispiel Placenta accreta, (eine ungewöhnlich fest anhaftende Plazenta, die zu einer verzögerten Geburt der Plazenta führt), bei der sich das Sterblichkeitsrisiko der Mutter auf etwa 7 Prozent beläuft, und in 71 Prozent der Fälle ist eine operative Entfernung der Gebärmutter nötig. Nach zwei Kaiserschnitten liegt das Risiko für eine Placenta-accreta bei 0,57 Prozent, ähnlich hoch wie das Risiko für einen Gebärmutterriss nach einem Kaiserschnitt.
Vorteile einer VBAC
Eine Vaginalgeburt hat den Vorteil, dass Sie die Risiken eines Kaiserschnitts vermeiden. Nach der Geburt haben Sie in der Regel weniger Schmerzen, und Sie müssen nicht so lange im Krankenhaus bleiben. Zudem ist die Gefahr, eine Thrombose zu entwickeln, reduziert, ebenso die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind Atembeschwerden hat.
Nachteile einer VBAC
Die möglichen Nachteile, die sich bei einer natürlichen Geburt nach einem bereits erfolgten Kaiserschnitt ergeben könnten, beinhalten Schmerzen von Hautblutungen und Nähten im Vaginalbereich, Inkontinenz, eine Absenkung der Gebärmutter und ein schwächerer Beckenboden. Zu den langfristigen Komplikationen zählt etwa der Prolaps, bei dem die Gebärmutter in die Vagina rutscht, jedoch ist das Risiko nur leicht erhöht.
VBAC oder Kaiserschnitt
Frauen, die eine VBAC in Erwägung ziehen, sollten sich von Ihrem Arzt im Hinblick auf die möglichen Vor- und Nachteile beraten lassen. Eine VBAC ist grundsätzlich immer möglich, außer es liegt ein schwerwiegendes Problem vor wie etwa ein zu enges Becken oder das Kind befindet sich in äußerst ungünstiger Position. In diesen Fällen wird häufig wieder ein Kaiserschnitt empfohlen.
Die Chancen für einen erfolgreichen Kaiserschnitt nach einer Vaginalgeburt stehen höher, wenn die Schnittentbindung schon längere Zeit her ist und Sie davor schon einmal eine natürliche Geburt erlebten, auch wenn der Kaiserschnitt aufgrund einer Steißlage induziert war. Im Falle von mehreren Kaiserschnitten sinkt jedoch die Erfolgswahrscheinlichkeit. Wichtig ist, dass Sie von Ihrem Arzt grünes Licht bekommen und die Geburt in einem Krankenhaus stattfindet, das für Notfälle bestmöglich gerüstet ist und idealerweise über eine Neonatalabteilung verfügt.