
Schwangerschaft und Mutterschaft bringen viele Veränderungen mit sich, sowohl körperlich als auch mental. Es kommt nicht nur zu einer Vielzahl von physischen Beschwerden, die Blähungen und Schwellungen bis hin zu Rückenschmerzen und Übelkeit umfassen können; tatsächlich können Sie auch häufiger Stimmungsschwankungen erleben und vergesslicher werden.
Wenn Sie feststellen, dass Sie Ihre Autoschlüssel im Kühlschrank liegen lassen oder morgens vor sich hinsingen und sich dann bis zur Mittagszeit die Tränen von den Wangen wischen; keine Sorge, die Chancen stehen gut, dass Sie nur einen weiteren Aspekt der Schwangerschaft durchmachen. Tatsache ist, dass die Schwangerschaft auf seltsame Art und Weise unsere Emotionen und Gedankengänge gegen uns zu wendet, und mit diesen neuen Erfahrungen heißen wir Sie in der Welt der Gehirnveränderungen während der Schwangerschaft willkommen!
„Schwangerschaftsgehirn“ und die Veränderungen im Gehirn
Es besteht kein Zweifel, dass der Körper während der Schwangerschaft einer Reihe von chemischen und hormonellen Veränderungen unterliegt. Diese biologischen Veränderungen helfen bei der Entwicklung des Babys und bereiten Ihren Körper darauf vor, einen Fötus zu unterstützen und heranwachsen zu lassen.
„Schwangerschaftsgehirn“ ist ein Begriff, der häufig verwendet wird, um jene Veränderungen im Gehirn einer werdenden Mutter zu beschreiben, die dazu führen können, dass sie Gedächtnislücken, Vergesslichkeit und einen allgemeinen Gehirnnebel erleidet. Dabei handelt es sich um eine häufige Störung, von der Millionen schwangerer Frauen auf der ganzen Welt betroffen sind. Tatsächlich berichtet Scientific American, dass etwa 80 Prozent aller jungen Mütter während dieser Zeit ihres Lebens einen Rückgang der kognitiven Aktivität erfahren.

Während die Daten zu den neurologischen Veränderungen in der Biologie einer Frau noch nicht eindeutig sind, glauben Wissenschaftler, dass das Schwangerschaftsgehirn mit der grauen Substanz in ihrem Schläfenlappen zusammenhängt. Diese graue Substanz reguliert im Allgemeinen unsere Nervenfunktion, verarbeitet neue Informationen, hilft uns, logische Entscheidungen zu treffen und kontrolliert unsere emotionalen Ausbrüche.
Bis vor kurzem mussten Forscher auf der ganzen Welt über die genauen Veränderungen spekulieren, die im Gehirn einer Schwangeren auftreten, da es nur ein paar Dutzend Studien gab, die die Auswirkungen der Schwangerschaft auf das Gehirn von Frauen untersuchten. Diese Studien mit Gehirnkartierungen vor, während und nach der Schwangerschaft zeigen, dass zusammen mit Hormonschwankungen Bereiche der grauen Substanz des Gehirns (jenes Gewebe, das die Zellkörper und Synapsen der Nervenzellen enthält) tatsächlich schrumpfen und sogar bis zu zwei Jahre nach der Entbindung reduziert bleiben.
Auch wenn die Vorstellung, dass Ihr Gehirn zurückgeht, beängstigend sein mag, kann diese Veränderung eine Feinabstimmung bestimmter Verbindungen darstellen, die zu effizienteren Gehirnkreisläufen in Bereichen führt, die für neue Bedingungen der Elternschaft wichtiger sind.
Diese Studien haben gezeigt, dass die Areale der grauen Substanz, die während der Schwangerschaft schrumpfen, dazu neigen, das räumliche Gedächtnis zu beeinflussen, was für Gedächtnislücken verantwortlich ist. Es wird angenommen, dass diese Bereiche während der Schwangerschaft und nach der Geburt leiden, da sie während dieser Zeit für das Überleben der Nachkommen nicht so entscheidend sind. Dieses Schrumpfen der grauen Substanz in Kombination mit einem Anstieg des Hormonspiegels wie Östrogen und Oxytocin, der mit der Empfindlichkeit für die Umgebung zusammenhängt, führt zu einer verbesserten sozialen Wahrnehmung und der Fähigkeit, zu verstehen, was andere denken und fühlen.
Als den Frauen in der Studie nach der Geburt Bilder ihres Babys gezeigt wurden, wies dieser Bereich des Gehirns die meiste Aktivität und eine verbesserte soziale Kognitionsfähigkeit auf, die der Mutter hilft, die Bedürfnisse des Kindes zu verstehen. Liisa Galea, Neurowissenschaftlerin an der University of British Columbia, erklärt, dass der Körper aufgrund der schrumpfenden grauen Substanz in der Lage zu sein scheint, Energie und Ressourcen umzuleiten, die für die Bestimmung der Bedürfnisse des Babys und seine Pflege unerlässlich sind.
Studien haben auch ergeben, dass das Gehirn von Frauen kurz nach der Geburt zusätzliche Veränderungen zeigt, wie eine Zunahme des Volumens im Hypothalamus, der Amygdala und dem Striatum; Bereichen, die für die Regulierung von Emotionen und die Förderung des Beschützerinstinkts unerlässlich sind. Dr. Felice Petraglia berichtete, dass die Zunahme des Hypothalamusvolumens auf jene Hormone zurückzuführen ist, die während der Schwangerschaft ansteigen, um die Plazenta zu bilden und wachsen zu lassen.
„Schwangerschaftsgehirn“ und Hormonschwankungen: Häufige Anzeichen
Unter den Nebenwirkungen, die mit diesen neurologischen Veränderungen während der Schwangerschaft verbunden sind, können manchmal emotionale Instabilität und Vergesslichkeit rangieren. Nicht zu verstehen, dass es sich dabei um biologische Reaktionen und Veränderungen handelt, kann dazu führen, dass sich diese mentalen Fehler oder Zusammenbrüche häufen, und sich die Stimmungsschwankungen noch verstärken.
Obwohl jede Schwangerschaft einzigartig ist und nicht jede werdende Mutter das gleiche „Schwangerschaftsgehirn“ erlebt, sind hier einige der häufigsten Nebenwirkungen aufgelistet, denen Frauen während und nach der Schwangerschaft ausgesetzt sind:
- Geistige Erschöpfung
- Hirnnebel
- Irrationales Verhalten
- Seltsame Heißhungerattacken
- Schlechte Konzentration
- Geringe Motivation
- Schlechtes Gedächtnis
- Unerreichbare Standards
- Emotionale Schwankungen und Stimmungsstörungen
Wenn Sie sich beim Lesen dieser Liste schlecht fühlen, seien Sie versichert, dass alles gut wird. Das „Schwangerschaftsgehirn“ ist genau wie Gewichtszunahme, Müdigkeit und morgendliche Übelkeit eine häufige Nebenwirkung und kann mit der Zeit verschwinden.
Anstatt Gedächtnislücken oder Stimmungsschwankungen zu verteufeln, akzeptieren Sie sie als das, was sie sind, und finden Sie gesunde Mechanismen, um mit Ihren Emotionen umzugehen, wenn sie das nächste Mal außer Kontrolle geraten.
Schritte, die Ihnen helfen, das „Schwangerschaftsgehirn“ zu bewältigen
Der Umgang mit den Nebenwirkungen des „Schwangerschaftsgehirns“ kann eine Herausforderung sein, aber es ist machbar, wenn Sie verstehen, was auf biologischer Ebene vor sich geht. Wenn sich Symptome zeigen, planen Sie Ihre Reaktion entsprechend Ihrer Erfahrung.
Wenn Sie häufiger Namen, Telefonnummern und Arbeitsaufgaben vergessen, machen Sie es sich zur Gewohnheit, Informationen auf einem Blatt Papier oder in einer App auf Ihrem Smartphone festzuhalten. Wenn Sie bemerken, dass Sie Ihre Schlüssel, Ihr Telefon oder Ihre Geldbörse nicht mehr im Auge behalten können, versuchen Sie, diese Gegenstände immer an eine bestimmte Stelle in Ihrem Zuhause zu legen, damit Sie nicht jeden Tag nach ihnen suchen müssen. Auch wenn dies auf den ersten Blick albern erscheinen mag, kann das Schaffen neuer Gewohnheiten zukünftigen Frust vermeiden helfen.
Achten Sie während der gesamten Schwangerschaft und nach der Geburt darauf, geeignete Schritte zu unternehmen, um Ihre geistige und körperliche Gesundheit in Topform zu halten. Dadurch lassen sich unliebsame Nebenwirkungen deutlich reduzieren. Sorgen Sie für ausreichend guten Schlaf, die richtige Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität, da ein Mangel an Schlaf, Nährstoffen oder Bewegung eine wichtige Rolle im Hinblick auf das Energieniveau, das Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit spielen kann.
Es ist keine Schande, um Unterstützung zu bitten, besonders wenn Sie schwanger sind. Holen Sie sich nach Möglichkeit die Hilfe Ihrer Mitmenschen, damit Sie den Überblick behalten oder daran denken, etwas zu tun.
Versuchen Sie, nicht zu hart mit sich selbst zu sein. Stress und Frustration werden Ihr Schwangerschaftsgehirn nur noch mehr trüben, also lachen Sie lieber über diese Phase der Schwangerschaft und ermutigen Sie Ihren Partner, dasselbe zu tun. Lachen Sie darüber, dass Sie Ihr Handy in die Speisekammer gelegt oder unpassende Schuhe angezogen haben, und genießen Sie Ihre Schwangerschaft, so gut Sie können.
Schwanger zu sein, ist ohne Zweifel eine der größten Herausforderungen im Leben ener Frau. Denken Sie daran, dass Ihr Körper eine Fülle von Veränderungen durchmacht, die Sie sowohl physisch als auch psychisch betreffen, und dass Ihnen Fehler passieren werden. Machen Sie sich bewusst, warum es dazu kommt, und akzeptieren Sie die Dinge, so wie sie sind. All diese Veränderungen sind nicht langfristiger Natur.
Wenn Sie lernen, loszulassen und sich Ihr Verhalten zu verzeihen, werden Sie in Zukunft eher positive Entscheidungen als Reaktion auf das „Schwangerschaftsgehirn“ treffen. Nutzen Sie die zur Verfügung stehenden Hilfsmittel und Strategien, um Nebenwirkungen zu reduzieren, und diese aufregende, neunmonatige Reise bestmöglich zu genießen.

