Die Schwangerschaft ist eine schöne und aufregende Zeit, doch nicht immer läuft alles reibungslos. Tätsächlich sind werdende Mütter zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Es gibt viele Erreger, die im Falle einer Infektion, negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Mutter, sowie auf jene ihres Babys haben können. Dazu zählt auch eine Ansteckung mit Listeriose.
Listerien in der Schwangerschaft und die möglichen Risiken
Bei Listerien handelt es sich um Bakterien, die sich häufig in der Umwelt finden, etwa in Abwässern, Pflanzen oder in der Erde. Zudem enthalten vor allem roher Fisch, Fleischprodukte wie abgepackte Wurst sowie Roh- und Rohmilchprodukte diesen gefährlichen Erreger, der auch als Listeria monocytogenes bekannt ist. Eine Übertragung erfolgt beim Verzehr kotaminierter Lebensmittel. Wenn eine Infektion erfolgt, spricht man von einer Ansteckung mit Listeriose. Menschen, die ein gesundes Immunsystem haben, werden mit dem Erreger im Allgemeinen gut fertig und müssen in der Regel keinen schweren Krankheitsverlauf befürchten. Ältere Personen, Menschen mit Erkrankungen und schwangere Frauen sind jedoch aufgrund eines geschwächten Immunsystems höheren Risiken ausgesetzt, wenn sie sich infizieren. Zu den möglichen Symptomen zählen Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, aber auch Durchfall, Übelkeit und Erbrechen.
Für werdende Mütter besteht vor allem das Risiko, dass sie ihr ungeborenes Kind anstecken. Der Erreger kann durch die Plazenta oder während der Geburt übertragen werden, wenn Fruchtwasser eingeatmet wird. Wenn das Kind Listeriose entwickelt, kann es zu Früh- oder Totgeburten kommen. Säuglinge können zudem eine Sepsis oder Meningitis erleiden. Die Überlebenschancen sind für das ungeborene Kind deutlich größer, wenn eine Infektion erst im letzten Schwangerschaftstrimester erfolgt. Leider ist eine Früherkennung schwierig. Ärzte untersuchen meist das Blut der werdenden Mutter, Fruchtwasser oder die Plazenta. Eine Behandlung ist dringend notwendig und erfordert eine Therapie mit Antibiotika.
Präventionsmaßnahmen sind das A und O
Leider kommt es in ca. 30 Prozent der Fälle trotz adäquater Behandlung dennoch zum Tod des Fötus, weswegen es wichtig ist, dass schwangere Frauen Präventivmaßnahmen ergreifen, um eine Ansteckung mit Listerien zu vermeiden. Es wird dringend empfohlen, auf Rohmilchprodukte, speziell auf Weichkäse zu verzichten und keinen rohen Fisch zu verzehren. Dazu gehört auch Sushi, Austern und Muscheln. Rohes Fleisch wie Tatar aber auch Pasteten, abgepackte Wurst wie Salami, angebrochende Mayonnaisepackungen und grüner Salat sollten ebenfalls vermieden werden.
Zudem ist es entscheidend, eine gute Hygiene in der Küche zu betreiben. Wenn Sie mit Lebensmitteln hantieren, sollten Sie sich gründlich die Hände mit warmen Wasser waschen. Saubere Küchenhandtücher sind ebenso Pflicht wie getrennte Küchenbretter für Fleisch, Gemüse und andere Speisen. Erhitzen Sie Fleisch und Fisch ausreichend vor dem Verzehr, reinigen Sie den Kühlschrank regelmäßig und sorgen Sie dafür, dass Haustiere nicht in die Küche kommen.
Immunsystem der Mutter könnte eine Rolle bei der Übertragung spielen
Ärzte rätseln seit Jahren, warum Schwangere 20-mal häufiger mit dem Bakterium Listeria monocytogenes infiziert sind als andere Gruppen. Forscher der University of California konnten in ihren Untersuchungen mit Meerschweinchen zeigen, dass die Bakterien in die Plazenta eindringen können, wo sie sich – geschützt vor dem körpereigenen Immunsystem – schnell vermehren, bevor sie ausströmen, um Organe wie Leber und Milz zu infizieren. Dabei stellten sie fest, dass ein einziges Bakterium ausreicht, um eine Plazentainfektion zu verursachen.
Aber warum können Listerien überhaupt die Plazenta erreichen, die Verbindung zwischen der werdenden Mutter und dem Fötus, der im Normalfall eine Übertragung von Bakterien verhindert? Forscher gehen davon aus, dass die Entzündung, die durch die mütterliche Immunantwort auf die sich schnell bewegenden Listerien verursacht wird, auch die Plazenta betrifft und sie daran hindert, den Fötus zu schützen. Anscheinend kann der Versuch des mütterlichen Immunsystems, diese Bakterien zu beseitigen, tatsächlich zu Kollateralschäden an der Plazenta führen, die es den Bakterien ermöglichen, in den Fötus einzudringen.
Schutz durch Darmbakterien
Forscher des Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York haben herausgefunden, dass im Darm lebende Bakterien eine erste Verteidigungslinie gegen schwere Listerieninfektionen darstellen können. Untersuchungen zeigen, dass bei Risikokategorien für Listeriose, wie Säuglingen oder schwangeren Frauen, Störungen des Darmmikrobioms ein Faktor für die Anfälligkeit für diese Bakterien sein könnten.
Schwangere Frauen im dritten Trimenon, jener Phase, in der bekanntermaßen die Anfälligkeit für Listerien am höchsten ist, weisen ein verändertes Mikrobiom mit einer deutlichen Reduktion von Clostridiales-Arten auf. Diese Studie legt nahe, dass die Bereitstellung dieser Bakterien in Form von Probiotika Personen schützen könnte, die besonders anfällig für Listerien sind, einschließlich werdende Mütter und Krebspatienten, die sich einer Chemotherapie unterziehen